Was die einen befürchtet und die anderen herbeigesehnt haben, ist nun Fakt. Am 7. Juni wird die ARD und Thomas Gottschalk letztmals die Sendung „Gottschalk live“ auf den Bildschirm bringen.
Eine sicher schmerzliche Nachricht für den Moderator. Auch wenn ich Gottschalk gegen Ende seiner „Wetten, dass …?“ –Karriere nicht mehr eingeschaltet habe – der Nerv-Faktor war einfach zu groß –, so hat er doch einen großen Teil meiner Fernseherlebnisse speziell in der Kindheit geprägt. Und genauso zweifellos ist er ein großer Entertainer, der einen mutigen Wechsel vollzogen hat, vom ZDF ins Vorabendprogramm der ARD. Weg von einem Publikum, das ihn geliebt hat, und hin zu etwas ganz Neuem. Ich glaube Gottschalk, dass er Lust auf Veränderung hatte und dass er mit der Sendung begeistern wollte, auch wenn ihm das gemessen an der Quote nicht gelungen ist.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich es nur ein einziges Mal geschafft habe, die Sendung von Anfang bis Ende anzuschauen. Wann genau das war, kann ich im Nachhinein nicht mehr nachvollziehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gottschalk noch kein Publikum und wechselte in der Sendung wieder zwischen Studio und seinem Social-Media-Girl hin und her. In den nachfolgenden Monaten hat die Redaktion durch Veränderungen am Konzept der Sendung versucht, den Quotenfall aufzuhalten.
Warum ich Gottschalk live eingeschaltet habe? Nein, nicht der Moderator und auch nicht der Sendeplatz haben mich gelockt, sondern das Format, das eine Mischung aus Social Media und Fernsehsendung versprach. Das Publikum sollte auch einmal zu Wort kommen, Stimmen aus dem Web in der Sendung aufgegriffen werden.
Ich hatte einen ähnlichen Eindruck, wie Sven Wiesner es in seinem Blogbeitrag zur ersten Gottschalk live-Sendung beschreibt. Die Themen blieben inhaltlich an der Oberfläche, der Nerv-Faktor von Gottschalk war direkt wieder da, die Integration der Social-Media-Kanäle wirkte konstruiert und nicht bis zu Ende gedacht, für mich blieben die Netzthemen zu sehr an der Oberfläche – während sie die älteren Zuschauer nicht ansprachen?! – alles in allem war ich am Ende enttäuscht.
Einige Wochen später habe ich noch einmal den Versuch unternommen, die Sendung eingeschaltet und beim ersten Werbeblock direkt wieder ausgeschaltet – Änderungen an der Show hin oder her. Ich bin mit diesem Format nicht warm geworden.
Auch wenn „Gottschalk live“ gescheitert ist, sollte man an dieser Stelle den Mut der Verantwortlichen honorieren. Denn eines ist klar: Wenn man etwas ausprobiert, dann muss man am Ende auch mit einem Misserfolg rechnen – was aber nicht zur Folge haben sollte, dass man nicht mehr mutig ist. Im Gegenteil: Ich als Zuschauer warte sehnlichst auf neue Formatideen und freue mich auf das, was da noch kommen mag.
Nachrichten, wie die um das neue Social-TV-Angebot „Die letzte Spur“ aus dem Hause ZDF lassen mich hoffen, das sich das Fernsehen verändern wird. Wenn nicht durch „Gottschalk live“ dann an anderer Stelle.
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